Ein Kommentar von Sebastian Jung, Mitglied der Geschäftsleitung des Martinsclub
Menschen mit Beeinträchtigung sollen so selbstständig wie möglich wohnen. Das ist einer der Schwerpunkte des Martinsclub. Für dieses Ziel arbeiten wir mit verschiedenen Wohnbaugesellschaften zusammen. Gemeinsam entwickeln wir neuartige Konzepte und setzen diese um. Im Mittelpunkt steht immer die Frage: Was benötigen unsere Kundinnen und Kunden.
Wenn wir neue Wohnformen entwickeln, stoßen wir leider oft auf ein Hindernis. Gemeint sind die so genannten „Kosten der Unterkunft“. Diese werden in der Regel von der Stadt Bremen übernommen.
Nicht geklärt ist dies für Menschen, die mehrere Beeinträchtigungen haben. Sie haben einen „komplexen Hilfebedarf“. Deswegen benötigen sie oft mehrere Hilfen oder Maßnahmen gleichzeitig. Beispielsweise muss alles so gebaut werden, dass es für Rollstühle geeignet ist. Das betrifft Flure, Türen aber auch die Küche und das Bad. Der Aufwand ist also groß. Dies führt dazu, dass dieser Wohnraum teuer ist. Die Kosten übersteigen dann schnell die im Gesetz festgelegten Summen.
Somit fehlt am Ende Geld für neuartige Wohnprojekte. Weder die Wohnungsunternehmen noch Träger wie der Martinsclub können dafür aufkommen. Neuartige Wohnangebote für diese spezielle Gruppe sind somit zum Scheitern verurteilt.
Hier stellt sich uns die Frage: Was wollen wir? Wollen wir, dass alle Menschen in ihren eigenen Räumen und selbstständig leben? Oder wollen wir, dass Menschen mit mehrfachen Beeinträchtigungen in Wohneinrichtungen untergebracht werden?
Die Antwort darauf sollte klar sein. Die Idee der Inklusion und die geltenden Gesetze sind eindeutig. Hinzu kommt unsere Erfahrung mit bestehenden Wohnmodellen des Martinsclub. Menschen mit mehrfachen Beeinträchtigungen können erfolgreich in ihrem Lebensumfeld betreut werden.
Wir fordern eine schnelle Lösung. Deswegen werden wir dieses Thema in nächster Zeit immer wieder ansprechen.